Fachverbände rechnen mit einem Vereinssterben

Freie Presse – Auerbach – Freitag, d. 05.02.2021

Landesmusikräte fordern Probeerlaubnis für Laien so bald es wieder geht

Von Torsten Kohlschein

Dresden – Die Fachverbände der Amateurmusik rechnen in Zusammenhang mit dem Fehlen von Probe- und Auftrittsmöglichkeiten im Zuge der Corona-Beschränkungen mit einem Vereinssterben, das zehn bis 15 Prozent der Musikvereinigungen und Chöre betreffen könnte. Vor diesem Hintergrund appelliert die Konferenz der Landesmusikräte an die Landesregierungen, ihre Amateurmusikgruppen und -vereine baldmöglichst wieder musizieren zu lassen. Das Ende des Proben- und Konzertierverbotes, das in weiten Teilen Deutschlands gilt, müsse zu den ersten Schritten bei Aufhebung des Lockdowns gehören. Das geht aus einer gemeinsamen Mitteilung hervor, die der Sächsische Musikrat am Donnerstag verbreitet hat.

„In den Städten und mehr noch im ländlichen Raum sorgen Vereine und Initiativen der Amateurmusik für einen Zusammenhalt von Gesellschaft. Der gemeinsame kulturelle Ausdruck hält die Menschen an ihrem Ort, in ihrer Region. Die Schutzmaßnahmen scheinen angesichts der vielerorts festgestellten Infektionszahlen gerechtfertigt zu sein. Tatsächlich jedoch haben sie nachhaltige Folgen, die ein Fragezeichen hinter die Angemessenheit schreiben“, heißt es in dem Appell.

Ohne gemeinsame Proben stehe der Zusammenhalt grundsätzlich in Frage. Solche Corona-Schutzmaßnahmen bewirkten ungeachtet aller positiven Auswirkungen eine gesellschaftliche Erosion. Besonders für die Persönlichkeitsbildung vieler Kinder und Jugendlicher sei das Versiegen der Amateurmusik ein Verhängnis. Es gehe hier nicht um Freizeitgestaltung, sondern um kulturelle Artikulation und Identität. Chöre, Blasorchester und Musikvereine aller Art seien in der Lage, Hygienekonzepte und Abstandsregeln so auszuarbeiten, dass coronagemäßes Proben möglich ist. Schon Kulturstaatsministerin Monika Grütters habe am 26. November in Bezug auf die Kulturszene an sich festgestellt, die Vereine dürften nicht die letzten sein, die wieder öffnen dürfen. Auch das neue Infektionsschutzgesetz habe Kunst und Kulturleben eine Ausnahmestellung zuerkannt.

In Deutschland gibt es laut Torsten Tannenberg, Geschäftsführer des Sächsischen Musikrats, rund 60.000 Chöre. Rund neun Millionen Menschen spielen ein Musikinstrument.

Internet: saechsischer-musikrat.de