Freie Presse – Ausgabe Auerbach – Montag, d. 21.11.2022
Wie in jedem Jahr laden die Vogtländischen Dorfstuben Trieb schon vor dem ersten Advent zu einem Ausstellungsrundgang ein. Am Sonntag war dort viel Gedränge.
Von Sylvia Dienel
Trieb – Ganz genau beobachtet Hans-Peter Arnold seine Dampflok mit Güterwaggons bei der Arbeit. Das Gespann soll nicht zu langsam rollen, aber auch nicht zu schnell. Die Anlage der Spurweite 0 hat für den Oberlauterbacher weit mehr als materielle Bedeutung. In den 1930er-Jahren gebaut, gehörte sie einst seinem Vater. Seit vier Jahren kann sie bei Weihnachtsausstellungen in den Vogtländischen Dorfstuben Trieb betrachtet werden. Jetzt gibt es wieder Gelegenheit. Am Sonntag öffnete die Schau und bescherte dem gastgebenden Heimatverein Trieb-Schönau viel Publikum.
Dass die Märklin-Anlage fast 100 Jahre auf dem „Buckel“ hat, ist ihr Hans-Peter Arnold zufolge nicht anzumerken. „Alles ist gut erhalten und funktioniert“, berichtete er und schwärmte: „Früher konnte man damit noch spielen. Sachen verladen und abladen. Ich habe als Kind Tannennadeln in Waggons geschüttet.“ Das war in den 1950ern. Als Arnold den Kinderschuhen entwachsen war, hielt die Anlage samt Zubehör für lange Zeit auf dem Dachboden Winterschlaf. „Bis ich Gelegenheit bekommen habe, das alles hier aufzubauen“, so der passionierte Modelleisenbahner. Was Hans-Peter Arnold besonders begeistert, ist der Detailreichtum. Zum Bahnsteig-Inventar gehört unter anderem ein Zeitungswagen mit Mini-Druckwerken an Bord. „Die kann man sogar lesen“, erzählte er. Ausstellungsgäste nehmen das Aufgebaute aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahr. „Kinder gucken fasziniert, weil da was fährt“, sprach Arnold aus Erfahrung. „Ältere erinnern sich, dass sie früher selbst so etwas hatten und fragen dann nach Details.“
Im Nachbarzimmer rauschte eine noch ältere Eisenbahn über gleichgroße Schienen. Die Winter-Anlage ist Baujahr 1929. Insgesamt acht Modellbahnen unterschiedlicher Spurweiten verteilen sich über die Dorfstuben – zusammen mit Krippen, Pyramiden, Kaufmannsläden, Puppenstuben, Geschnitztem, historischem Spielzeug, weihnachtlicher Dekoration und Mineralien. Drei Räume nimmt eine komplett digitalisierte Gartenbahn in Anspruch. Betrieben wird die Anlage von einer kleinen Interessengemeinschaft. Vier Männer aus Ellefeld und Grünbach digitalisierten den gesamten Ablauf vor einigen Jahren. „Bis alles so selbstständig gelaufen ist wie jetzt, war das schon eine aufwändige Sache“, sagte Roland Luderer. „Aber wenn es einmal läuft, dann läuft es.“
Die Weihnachtsausstellung in Trieb öffnet wieder am 27. November, 4. Dezember, 28. Dezember und 29. Januar – jeweils von 13.30 bis 17 Uhr.